Klein, aber oho: unser neues Lieblingsstück


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Im Archiv der Pfarrei Menznau verbirgt sich ein aussergewöhnliches Urbar

Aktuell bearbeiten wir das Archiv von Kirchgemeinde und Pfarrei Menznau. Und hier haben wir ein aussergewöhnlich schönes Fundstück entdeckt: Ein kleines, in braunes Leder gebundenes, an den Ecken leicht angestossenes Büchlein. Ein Urbar von 1817, und damit zunächst einmal nichts Aussergewöhnliches. Bei einem Urbar handelt es sich nämlich um ein Verzeichnis der Güter,  Einkünfte und Rechte eines Grundherrn. In unserem Fall ist es das Verzeichnis aller Zehnteinkünfte des Pfarrers von Menznau.

Bevor es öffentliche Grundbücher gab, waren Urbare wichtige Instrumente der Güterverwaltung und der Rechtssicherung. Und da Zehntabgaben und Bodenzinsen lange Zeit zentraler Bestandteil des Einkommens eines Geistlichen waren, finden sich in kirchlichen Archiven auch meist Urbare. Einige von ihnen sehen eher aus wie Notizbücher, andere sind aufwändig gestaltet, in Schönschrift verfasst, allenfalls auf Pergament geschrieben, manchmal sogar illuminiert.

So farbenfroh und anschaulich wie das Menznauer Urbar kommen diese Verzeichnisse aber nicht oft daher. Hier zeichnete Vincenz Vonlaufen, ein Maler aus Menznau, jedes einzelne Stück Land präzise auf. Ungewohnt plastisch sehen wir nun deshalb vor uns, wie die Grundstücke damals bebaut waren, wo sie an den Wald oder ans Nachbarland grenzten, wo die Bäume, Scheunen oder Gärten standen, die Strassen und Gewässer verliefen.

Wieso dieses „Handbuch“ wohl gerade 1817 entstand, nach dem „Jahr ohne Sommer“ und der letzten grossen Hungersnot in der Schweiz? In einer Zeit auch, in der die Zehntabgaben – nach den Umbrüchen der Helvetik – nicht mehr so unhinterfragt waren wie auch schon. Vielleicht ging es Pfarrer Rudolph Unterfinger darum, seine Ansprüche bzw. Einkünfte in diesen turbulenten Jahren möglichst genau dokumentiert zu wissen. Das Urbar stellt auf jeden Fall eine spannende Quelle dar. Aber auch ein Zeitdokument, das – ungeachtet seiner eigentlichen Funktion – unleugbar durch eine ganz eigene Ästehtik besticht. Wir sind uns einig: Hier haben wir ein Lieblingsstück entdeckt.

 

Bilder: Urbar aller Zehnten des Pfarrers, Handbuch von Pfarrer Rudolph Unterfinger, mit Zeichnungen von Vincenz Vonlaufen. Archiv Pfarrei und Kirchgemeinde Menznau, A1-123.1/2
Mehr zum Thema Urbare im Historischen Lexikon der Schweiz

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