Gemeinsam stark und tugendhaft


GE1-4-AV.1_Marianische Jungfrauenkongregation_Web

Ein spannender Fund erlaubt Einblicke in die Geschichte der Marianischen Jungfrauenkongregation Gerliswil

Ernst blicken sie in die Kamera, die Damen auf der schwarz-weiss Fotografie, und präsentieren ihre Handarbeiten. Vermutlich mussten sie ganz stillhalten, bis die Glasplatte belichtet war. Vielleicht rührt der Ernst dieser jungen Frauen aber auch daher, dass sie zusammengekommen sind, um sich einer durchaus bedeutungsvollen Aufgabe zu widmen.

Zu sehen sind hier nämlich elf Sodalinnen der Marianischen Jungfrauenkongregation Gerliswil. Diese 1912 gegründete Vereinigung sprach ledige Frauen an und setzte sich das hohe Ziel, ihre Mitglieder auf eine möglichst hohe Stufe des «innerlichen Seelenlebens» zu bringen. Durch religiös-sittliche Schulung sollten die Frauen in ihrem Charakter und in ihrer Tugendhaftigkeit gefestigt, durch «eifrige Nachahmung und Verehrung ihrer Gebieterin, der Gottesmutter», stark gemacht werden «gegen die Angriffe der bösen Mächte».

Solche Marianischen Jungfrauenkongregationen entstanden ab dem späten 19. Jahrhundert in vielen Pfarreien. Sie waren nur eine von zahlreichen Vereinigungen in einem dichten katholischen Vereinsgeflecht, das für alle Lebensabschnitte und natürlich für beide Geschlechter Angebote bereithielt – und so zur Festigung eines katholischen Milieus einen wichtigen Beitrag leisteten.

Ganz so ernsthaft wie auf obigem Bild ging es bei den Sodalinnen aber bestimmt nicht immer zu und her. Nebst der religiös-sittlichen Schulung, den gemeinsamen Gottesdiensten und Wallfahrten, spielte auch die Geselligkeit eine wichtige Rolle. Die Frauen trafen sich für Ausflüge und Wanderungen, zum Schlitteln und Basteln, für Theateraufführungen oder einen Fasnachtsplausch.

Auskunft über das Geschehen in der 1992 aufgelösten Marianischen Jungfrauenkongregation Gerliswil geben einige Protokollbände, Chroniken, Korrespondenzordner und Fotoaufnahmen, die erst kürzlich bei einer Räumung entdeckt wurden. Die Dokumente erlauben spannende Einblicke in das Gerliswiler Vereins- und Pfarreileben in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, und werden nun von uns ins Archiv der Pfarrei Gerliswil integriert.

 

Bild: Archiv Pfarrei Hl. Familie Gerliswil Emmenbrücke, Aufnahme o.D. (ca. 1920), GE1-4/AV.1.
Zitate aus: Archiv Pfarrei Hl. Familie Gerliswil Emmenbrücke, Vorstandsprotokolle, GE1-4/6.

Related Posts