Was für ein schöner Plan!


URK C37_Plan Klostergärten

Bei der Erschliessung des Luzerner Stiftsarchivs tritt so manche Trouvaille zutage

Wer meint, bei der Arbeit mit den Zeugnissen, Schätzen – und Altlasten – unserer Vergangenheit stumpfe man mit der Zeit zwangsläufig ab, der oder die irrt. Historische Pläne etwa vermögen uns immer wieder zu begeistern. Das oben abgebildete schöne Stück zeigt einen Teil des Luzerner Stiftsbezirks im 14. Jahrhundert – damals war das Chorherrenstift noch ein Benediktinerkloster. Zu sehen sind einige der stattlichen Häuser der Klostermänner sowie deren Gärten, beim Buchstaben C befand sich die Schule. Ziel des Plans war es aber natürlich nicht, die Nachwelt zu entzücken. Hier wurden mit grosser Sorgfalt und präziser Hand Rechts- und Besitzverhältnisse ins Bild gesetzt: Der Plan illustriert eine Urkunde von 1381, welche die Neuordnung verschiedener Grundstücke innerhalb des Klosterbezirks regelte. Dem Inhaber des Bauamtes sollte so zu einem grösseren Garten verholfen werden.

Urkunde und Plan befinden sich im Stiftsarchiv, welches als Depot im Staatsarchiv Luzern aufbewahrt wird. Schon seit einigen Jahren arbeiten wir im Mandatsverhältnis an der Erschliessung dieses grossen und historisch wertvollen Bestands. Die Akten und Bände sind bereits verzeichnet, nun befassen wir uns mit den rund 800 Urkunden. Diese datieren bis ins 13. Jahrhundert zurück und dokumentieren – nein, nicht unbedingt Religionsgeschichte, vielmehr Luzerner und Schweizer Wirtschaftsgeschichte: Die Pfründner dürften nämlich einen guten Teil ihrer Zeit mit der Verwaltung ihres Besitzes und der daraus resultierenden Abgaben verbracht haben.

Weiterführende Literatur: Heinzer, André: Pfründen, Herrschaft, Gottesdienst. Lebenswelten der Mönche und Weltgeistlichen am Kloster und Kollegiatsstift St. Leodegar in Luzern zwischen 1291 und 1550, Basel 2014. Die genannte Urkunde findet auf Seite 164 Erwähnung.

Bild: Staatsarchiv Luzern, Archiv Stift St. Leodegar im Hof (in Bearbeitung), URK C/37

Related Posts